Im Rahmen des Kunst- und Performance-Projekts „Kunst am Wegesrand“ werden internationale Künstler*innen vom 31. Oktober bis 11. November 2023 wesentliche und prägende Orte im öffentlichen Raum in Böblingen bespielen und Performances, die Bezug zur Stadt nehmen, aufführen.
Die Performances
Dienstag
31.10.2023
12:00 Uhr
Deutsches Fleischermuseum
Fleischeslust
Dem Tiere nah. Das Fleischermuseum in Böblingen ist auf der Kulturmeile der Stadt zwischen Städtischer Galerie, Bauernkriegsmuseum und Kunstverein ein einzigartiges Ausstellungshaus – dem Namen nach so originell wie heutzutage befremdlich, wenn auch nicht dem Fleisch allein gewidmet. Anette C. Halm macht hier den Umgang mit dem Tier zum Thema, das für den unachtsamen Verzehr gezüchtet und geschlachtet wird, mit drastischer Vehemenz: Mit dem Fleischklopfer malträtiert sie ein Stück Fleisch auf dem Pflasterboden, bis der Betrachter diesen Akt als ›bewusst-los‹ begreift.
Text: Günter Baumann
Anette C. Halm
Dienstag
31.10.2023 / 11.11.2023
14:00 Uhr
Mercaden
Beschwerte Befreiung
Die Last des Mannseins. Nico Birk hinterfragt die Männlichkeit und den Umgang mit den traditionellen Vorstellungen einer Rolle, die im Miteinander der Geschlechter nicht mehr zeitgemäß zu sein scheinen. „Beschwerte Befreiung“ nennt er seine ambivalente Performance: Es geht hier darum, sich vom „toxischen“ Rollenbild und von dem Druck einer überholten Erwartungshaltung an den Mann zu befreien. Der Mann im Mann kann dadurch aber auch nicht mehr frei agieren, wenn aus einem Kompliment, aus einer wohlwollenden Geste die Me-Too-Diskussion entbrennt. Handbetextete T-Shirts sind das stummgewordene, wenn auch nicht wortlose Ringen um die Geschlechterbeziehung.
Text: Günter Baumann
Nico Birk
Mittwoch
2.11.2023
12:00 Uhr
Kreissparkasse Böblingen / Katakomben Paris
Money-Musen Song
Geld regiert die Kunst. Oder auch nicht: Der Song von Sissi-Madelaine Schöllhuber ist ein Loblied auf die Kunst als Allgemeingut, als Zeichen der menschlichen Kultur und als Lebens-Mittel. Das ist der schöne Schein, dem sich die Künstler*innen leidenschaftlich verschreiben. Demgegenüber ist es kaum möglich, die Fahne der Kunst hochzuhalten, ohne dass der Einsatz schlicht Kosten verursacht – der schnöde Mammon ist präsent. Das Lied erklingt in den Katakomben von Paris, wo der Goldschatz der Grande Nation ruht, und auch vor der Kreissparkasse von Böblingen, die als Förderin der Künste bekannt ist.
Text: Günter Baumann
Sissi-Madelaine Schöllhuber
Samstag
11.11.2023
18:00 Uhr
Kunstverein Böblingen
Dem Unerreichbaren nahe
Ohne Korsett tanzt es sich leichter. Die Performance von Beate Herdtle ist eine Hommage an Isadora Duncan (1877 – 1927). Die legendäre Ausdruckstänzerin revolutionierte den Tanz durch freie, natürliche Bewegungen, im Gegensatz zur abendländischen Bühnentradition mit Spitzentanz und Korsett. Die ausdrucksstarken Bewegungen der Künstlerin zeigen die Befreiung vom Korsett. Bereits während des Ersten Weltkriegs entledigten sich die Frauen des Korsetts, um sich besser verteidigen zu können. Diese Aufführung ist ein Ausdruck ihrer politischen Botschaft.
Text: Günter Baumann
Beate Herdtle
Mit freundlicher Unterstützung durch das Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, die Cité Internationale des Arts Paris, die SV SparkassenVersicherung, die Stiftung der Landesbank Baden-Württemberg, die Marli Hoppe-Ritter Stiftung, die Kreissparkasse Böblingen und den Kunstverein Böblingen e. V..